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Verhaltenstraining
Dr. Johannes Streif

 

 

 

 




Verhalten
Training
Ablauf
Varianten
Fragebogen
AGB

 

Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über
die Aspekte Verhalten und Training der Verhaltenstrainings von therapaed sowie den Ablauf und Varianten.

 

therapaed Verhaltenstrainings basieren auf einem neuen Ansatz, der therapeutische und edukative, d.h. lehrende Elemente miteinander verbindet. Die grundlegende Idee ist dabei, die zu vermittelnden Inhalte in einer Weise zu präsentieren, die für die Teilnehmer des Trainings bedeutsam ist. Da eine solche subjektive Bedeutsamkeit aus der emotionalen Verbundenheit mit dem Gegenstand resultiert, funktioniert das Training über die "Inszenierung" von Situationen, in denen an die Gefühle der Teilnehmer appelliert wird.

 

Wie kann ich mir das vorstellen?

 

Bitte entschuldigen Sie, dass ich auf Ihre Anfrage bezüglich eines Interviews für Ihre Seminararbeit nur brieflich antworten kann. Leider ist es mir aus zeitlichen Gründen nicht möglich, einen der von Ihnen vorgeschlagenen Termine wahrzunehmen. Ich hoffe allerdings, dass meine schriftliche Auskunft Ihnen eine Hilfe ist und stehe für telefonische Rückfragen gerne zur Verfügung.

Thomas S. (Vater von Niklas)

Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich zum Besuch eines Verhaltenstrainings von therapaed entschlossen und die Teilnahmegebühr bezahlt. Nachdem vier der sechs Abende des Trainingsprogramms absolviert sind - und bis dahin hat es Ihnen gut gefallen - verkünde ich* Ihnen, dass ich aus Zeitgründen leider keine weiteren Trainingsabende mehr abhalten werde. Wahrscheinlich sind Sie überrascht. Vielleicht fragen Sie, ob es denn zu einem späteren Zeitpunkt einen Abschluss geben werde. Das stelle ich vage in Aussicht, kann es Ihnen aber nicht mit Gewissheit sagen. Es interessiert Sie, warum das Trainingsprogramm nicht abgeschlossen wird? Ich verweise auf andere Verpflichtungen. Aber Sie haben doch bezahlt. Ja, sage ich, und Sie haben dafür auch eine gute Gegenleistung erhalten, wie Sie selbst bestätigten, denn die bisherigen Abende haben Ihnen nach eigener Aussage gefallen. Trotzdem bestehen Sie darauf, dass der Vertrag über sechs und nicht nur vier Abende geschlossen worden sei. Das mag schon richtig sein, entgegne ich Ihnen, doch es hätten sich wichtige Veränderungen ergeben; niemand könne stets alles im Leben voraussehen. Sie stimmen mir zu, es sei wohl tatsächlich nicht alles bis ins letzte Detail zu planen, aber die Verpflichtung zur Durchführung des Trainings sei ich doch vor den "anderen Verpflichtungen" eingegangen - daran müsse ich mich halten. Verärgert beende ich das Gespräch mit dem Kommentar: Von Ihnen lasse ich mir gar nichts vorschreiben ...

Was würden Sie nach einer solchen Auseinandersetzung fühlen? Enttäuschung, Ärger, Wut? Würden Sie mir ein solches Verhalten durchgehen lassen - oder im Zweifelsfall den Abschluss oder aber eine teilweise Rückerstattung der Teilnahmegebühr verlangen? Wie verstehen Sie den letzten Satz: "Von Ihnen lasse ich mir gar nichts vorschreiben!" Ist er Ausdruck meiner Freiheit oder vielleicht eher eine Unverschämtheit? Und schließlich: Würden Sie mir glauben, wenn ich verkünden würde, das Training einfach nach 2/3 der Dauer abbrechen zu wollen?                                                          * Trainer

 

Enttäuschungen sind Kinderalltag

Die Kleineren von uns lassen sich von den Erziehern verarschen. Die machen Hausaufgaben, dass sie zum Fußballspielen oder ins Kino gehen dürfen. Die Erzieher wollen da doch selber hin! Bei mir ist immer einer da, wenn ich im Heim bleiben muss. Der sitzt dann beleidigt im Betreuerzimmer und schreibt irgendeinen Scheiß in die Akten. Über mich und andere. Papa sagt: Selbst schuld! Dass ich nicht lache, er ist ja auch nie mit mir zum Fußballspielen gegangen.

Niklas S. (10 Jahre)

Niklas sehnt sich sehr danach, Zeit mit seinem Vater zu verbringen. Der sagt Niklas auch zu, am kommenden Samstag den ganzen Nachmittag mit ihm zu spielen - unter der Voraussetzung, dass Niklas bis dahin der Mutter gehorcht. Unter der Woche fällt es dem Jungen schwer, allen Anforderungen nachzukommen, doch er bemüht sich und kämpft gegen seine Unruhe, Angst und Wut erfolgreich an. Am Samstag sieht er den Vater erst zum Mittagessen, da dieser den Vormittag in der Kanzlei verbrachte. Niklas hat glänzende Augen in Erwartung des ersehnten Nachmittags und wirft vor Aufregung eine Wasserflasche auf dem Esstisch um. Da die Woche aber tatsächlich fast ohne Ärger und Streit verlaufen ist, sind die Eltern entspannt und sehen über das Missgeschick hinweg. Nach dem Essen zieht Niklas den Vater sogleich in sein Kinderzimmer und schließt die Tür. Nur für sich will er ihn haben, sechs lange Stunden bis zum Abendbrot. Zur Überraschung des Vaters entsteht tatsächlich ein gemeinsames Spiel, in dem Niklas auch auf ihn als Partner eingeht. Sonst war es dem Sohn stets mehr um seine Gegenwart gegangen, doch Niklas Spiele und ihre Regeln konnte er nicht nachvollziehen.

Nach drei Stunden beginnt der Vater, zunehmend häufiger auf die Uhr zu sehen. Kurz vor 17 Uhr verkündet er dem Sohn dann, dass er nicht länger mit ihm spielen könne. Niklas ist überrascht - und sogleich enttäuscht. Aber der Vater hatte es ihm doch versprochen. Wollen wir das Spiel nach dem Abendessen fortsetzen? Vielleicht, antwortet der Vater, aber sich festlegen mag er nicht. 

- Warum musst Du denn gehen?
- Ich habe noch einen wichtigen geschäftlichen Termin!
- Aber Du hast doch versprochen, dass wir den ganzen Nachmittag miteinander spielen, bis zum Abendessen?!
- Ja, aber das Geschäft geht vor!
- Aber ich war doch die ganze Woche brav...
- Und ich habe fast vier Stunden mit Dir gespielt - mit Dir ganz allein!
- Das hatten wir doch so ausgemacht!
- Manchmal muss man seine Pläne eben ändern.
- Aber ich war vorher da! Und außerdem hast Du es versprochen - was man verspricht, das muss man halten!
- Was ich zu tun und zu lassen habe, lasse ich mir von Dir nicht vorschreiben!

 

Sind Sie einverstanden, dass wir Sie ein bisschen ärgern?

Das ist vielleicht ein bisschen provokativ formuliert. Schließlich geht es beim Verhaltenstraining ja nicht darum, Sie zu ärgern. Sollten Sie aber dennoch Freude, Verblüffung, Wut oder Traurigkeit empfinden, so kann das durchaus beabsichtigt sein. Wir wollen Sie dann nicht mit Ihren Gefühlen alleine lassen. Im Gegenteil: Jetzt ist es Zeit, über das Erleben und die eigene Erfahrung zu sprechen. Sehen Sie die Ähnlichkeit der beiden Geschichten: Ihren Ärger, wenn Zusagen nicht eingehalten werden, und Niklas Enttäuschung über das nicht gehaltene Versprechen des Vaters? Welche Bedeutung hat dieser Nachmittag mit dem Vater für Niklas? Was hat der Junge in diese Stunden "investiert", welchen Preis an Mühe und runtergeschlucktem Ärger bezahlt? Egal wie wichtig der Geschäftstermin für den Vater auch sein mag - er kann kaum die subjektive Größe erreichen, die für Niklas der Kampf gegen seine Eigenart hat. Und der Vater war ja anders als sonst: Er hatte sich nicht über die umgeworfene Wasserflasche am Tisch aufgeregt; er hatte sich tatsächlich Zeit für Niklas genommen; er schien echte Freude am Spiel mit ihm zu empfinden. Um wie viel bitterer muss Niklas der Aufbruch des Vaters dann vorkommen, da er selbst doch sein Glück kaum zu fassen vermochte und nicht einen Augenblick glauben wollte, der Vater habe nicht die gleiche Freude am gemeinsamen Spiel. Zwei Stunden hätten Monate der Distanz und Vernachlässigung aufwiegen können. Zwei Stunden können aber auch die Enttäuschungen eines halben Kinderlebens auf einen Schlag zu stumpfer Gleichgültigkeit gefrieren lassen.

 

 

Therapie: griech. therapeia = das Dienen; med./psych. Heilbehandlung

Pädagogik: griech. paidagigike (techne) = Erziehungskunst, Wissenschaft von der Erziehung und Bildung

Deutsches Universalwörterbuch
Duden (1989)

 

Ein unendlicher, trauriger Schmerz senkt sich auf Joel nieder, wie er da auf der Leiter balanciert. [...] Warum wird er immer verlassen? Er hat doch niemanden verlassen. Er ist ja sogar seine eigene Mama. [...] Von nun an wird er nicht mehr Papa Samuel sagen. Jetzt wird er ihn nur noch Samuel nennen.

Henning Mankell
Der Hund, der unterwegs zu einem Stern war
Oetinger (1992) S.91f. 

Sollten Sie jetzt fürchten, bei Ihrem Kind diesen unwiederbringlichen Moment der beginnenden Hoffnungslosigkeit zu verpassen, so mag es Sie trösten, dass niemand ihn kennt. Erst, wenn der Glanz in den Kinderaugen erloschen ist, wenn nichts in der Schule mehr Freude macht, wenn Sie einer Familienfeier oder dem Sommerurlaub zum ersten Mal mit Bangen entgegensehen - erst dann werden Sie begreifen, dass zuvor etwas geschehen ist. Kein Experte wird Ihnen sagen können, wie viele Chancen Sie bei Ihrem Kind noch haben werden, bevor aus einer gescheiterten Erziehung ein gescheitertes Leben wird. Aber hinter der Enttäuschung beginnt ein neues, anderes Leben. Es ist ein Leben mit der Geschichte, in der das erfahrene Leid immer seinen Platz haben wird. Auch derjenige, der nicht mehr hofft, wird gelegentlich von schönen Erlebnissen überrascht. Dann wird es aber nicht mehr in Ihrer Hand liegen, das Leben Ihres Kindes zu beeinflussen. Lassen Sie es nicht auf den Tag ankommen, an dem Ihre Tochter Ihnen nicht mehr zeigt, was sie bewegt. Hören Sie Ihrem Sohn zu, solange er mit Ihnen spricht.

Ärgern Sie sich, wenn Ihr Kind Sie ärgert! Seien Sie traurig, wenn Sie enttäuscht sind! Gestehen Sie sich und Ihren Kindern Ihre Wünsche ein! Lachen Sie, wenn Sie etwas lustig finden! Ihr Kind hat durch Sie gelernt, was Ärger, Traurigkeit, Hoffnung und Freude bedeuten. Es hat von Ihnen den Ausdruck seiner Gefühle abgeschaut. Sie haben ihm gezeigt, wie man mit Wut und Angst umgeht. Auch wenn Sie nicht bestimmen können, wie stark Affekte und Emotionen in Ihrem Kind sind - Sie können sie doch wiedererkennen. Es ist Ihr Verhalten, das Verhalten der Umwelt Ihres Kindes. Sie können es sehen und begreifen. Vielleicht brauchen Sie ein bisschen Übung dazu: ein Training. Mag sein, Sie haben vergessen, wie sich das Leben eines Kindes "anfühlt", wie groß die vermeintlich kleinen Dinge des Lebens aus der Kinderperspektive sind. Nach Ablauf von 6 Abenden mit therapaed wissen Sie mehr. Weil Sie sich nach ein bisschen Überraschung, Freude und Ärger auch wieder ein bisschen besser erinnern ...

 

 

 

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